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einige eigentümliche Verbindungen, die den Geschmack und-Geruch des Weines (die „Blume"
oder das „Bouquet") bedingen. Auch bei der Nachgährung verwandelt sich noch eine kleine
Quantität Zucker in Weingeist und am Boden des Gesäßes setzt sich gleichzeitig etwas Hefe
und roher Weinstein (weinsteinsaures Kali) nieder. Die Hauptbestandteile des Weines
sind: Wasser, Weingeist, etwas Zucker, eiuige Salze (besonders Weinstein), älherartige Ver-
bindungen (die den Geruch bedingen) und etwas Farbstoff. Bei Bereitung des Rotweines
läßt man zerquetschte blaue Trauben samt Stielen und Schalen abgähren, wobei sich ans
den Schalen roter Farbstoff, aus den Stielen etwas Gerbstoff auszieht, welcher letztere
dem Weine einen etwas herben, zusammenziehenden Geschmack erteilt. — Brausende
oder moussierende Weine (Champagner) werden dadurch erzeugt, daß die Nach-
gährung in verstopften Flaschen erfolgt. Die sich erzeugende Kohlensäure wird vom
Weine absorbiert und bewirkt beim Offnen der Flaschen den Knall und das Ausschäumen.
st. Die Bereitung von Bier unterscheidet sich besonders dadurch von der des Weines,
daß die zur Herstellung desselben verwendeten Materialien keinen fertig gebildeten
Zucker, sondern nur Stärkemehl enthalten, welches erst in Zucker umgewandelt werden
muß. Die Gerste wird durch Wasser erweicht und dann auf die Malz kenne gebracht und
auf dieser etwa 10 cm hoch ausgeschüttet. Die Körner beginnen bald zu keimen. Dabei
findet durch D tast äse unter Wärmeentwicklung eine Verwandlung des Stärkemehls
in Gummi und Zucker statt. (Diastase ist ein eigentümlicher Stoff, welcher sich beim
Keimen der Gerste bildet und die Verwandlung des Stärkemehles in Gummi und Zucker
' bewirkt.) Damit das Keimen gleichmäßig erfolge, wird die Gerste mehrmals umgeschaufelt.
Ist die Keimung hinreichend fortgeschritten, so wird durch schnelles Entziehen der Feuchtig-
keit der Keim getötet, was durch Trocknen bei gewöhnlicher Wärme auf dem Trockenboden
(Luftmalz) oder künstlicher Wärme ans der Malzdarre (Darrmalz) geschieht. Das fertige
Malz wird dann grob gemahlen (geschroteu) und dann in warmes Wasser gebracht (ein-
gemaischt). Die hierdurch gewonnene Flüssigkeit heißt Würze. Dieselbe wird in den
Braukessel gebracht, kürzere oder längere Zeit gekocht und inzwischen mit Hopfen versetzt.
Der Hopfen giebt dem Biere Wohlgeschmack und Haltbarkeit und die in ihm enthaltene Gerb-
säure klärt das Bier. Die gehopfte Würze wird durch ein Sieb abgekocht und möglichst
schnell in Kühlschiffen (flachen Gesäßen) abgekühlt. Hat sie die richtige Temperatur zum
Eintreten der Gährung erlangt, so wird sie in große Botliche und Fässer zur Gährunft
gebracht. Damit dieselbe gleichmäßig und rasch vor sich gehe, wird der Würze Hefe zuge-
setzt. Die Gährung soll sowohl Alkohol als auch Kohlensäure erzeugen, welche beiden Stoffe
aber dem Biere erhalten bleiben müssen. Die Gährung selbst zerfällt in eine Haupt- und
eine Nachgährung. Tritt die Hauptgäh'rung bei einer Temperatur von 15—20° ein, so
verläuft sie rasch, ist kräftig und die Hefe wird an der Oberfläche der Flüssigkeit als schaumige
Oberhese ausgeschieden. Das ist die Obergährung. Ein auf diese Weise gewonnenes
Vier (Braun- oder Weißbier) heißt obergährig. Es ist wenig haltbar und muß bald ver-
braucht werden. Ist die Temperatur bei der Hauptgährung eine niedrigere (5—10 Grad),
so geht die Gährung langsam von statten, die Hefe scheidet sich am Boden als Unterhefe
ab und der Vorgang heißt Untergährung. Untergährige Biere (bayerisches und Lager-
bier) sind haltbarer, weil bei ihnen die Entwickelung der Kohlensäure langsam vor sich geht.
Nach vollendeter Gährung wird das Bier ans gut ausgepichte Fässer gezogen und in kühle
Keller geschafft. Es tritt bei offenem Spundloche die langsame Nachgährung ein. Sie ist
- die wesentliche Bedingung eines guten Bieres. Nur so lauge diese dauert, ist das Bier-
trinkbar, weil sie die zur Brauchbarkeit des Bieres notwendige Kohlensäure liefert. — Das
Bier enthält außer Wasser (80—90«/«) und Alkohol (3—8°/«) noch Zucker, Gummi. Hopfen-
bitter, Salze, Pflanzeneiweiß und Kohlensäure. Die bei der Bierbrauerei gewonnene Hefe
wird teils in der Bäckerei zum Austrieb des Brotteiges, teils zur Einleitung neuer Gährung
verwendet.
e. Der Branntwein ist eine aus Wasser und Alkohol bestehende Flüssigkeit, welche man
durch Destillation gegohrener Flüssigkeiten erhält. Um ihn zu gewinnen, versetzt man eine
zuckerhaltige Flüssigkeit, welche aus Getreide, Kartoffeln oder Abgängen in Zuckerrasfinerieeu
erhalten wird, in Gährung. Diese werden gekocht, zerrieben und der erhaltene Brei wird-